- Julia Hülsmann, Piano
- Theo Bleckmann, Gesang
- Ben Monder/Werner Neumann, Gitarre
- Marc Muellbauer, Bass
- Heinrich Köbberling, Schlagzeug
Legendäre Songwriter-Duos hat es in der Geschichte der populären Musik immer wieder gegeben. Doch wo bei George und Ira Gershwin oder Rodgers und Hart die Aufgaben des Textens und Komponierens klar verteilt waren, liegen die Dinge bei John Lennon und Paul McCartney komplizierter. Ihre frühen Songs entstanden meist, indem einer eine Idee einbrachte, die dann gemeinsam weiterentwickelt wurde. Später wurden aus den Kollaborateuren Konkurrenten, die sich mit fertigen Songs gegenseitig zu übertrumpfen versuchten. Doch selbst die immer deutlicher zu Tage tretende Hassliebe zwischen John und Paul, erwies sich als außerordentlich förderlich für die Kreativität der beiden. Unter den etwa 200 Songs, die sie in den 60er Jahren unter gemeinsamem Namen veröffentlichten, finden sich etliche der bis heute weltweit Erfolgreichsten. Und auch George Harrison steuerte einige Klassiker zum Repertoire der Band bei. Natürlich verdankt sich ihr Erfolg auch der kongenialen Produktion und Vermarktung. In einer Zeit, in der die Identität aus Songwriter und Performer erst zum Normalfall zu werden begann, verkörperten die Beatles den neuen Typus der „authentischen“ Rock- und Popstars mit einer nie da gewesenen und seither kaum mehr erreichten Leichtigkeit. Die Lieder wurden auch deshalb zu Hits, weil sie von den Beatles interpretiert wurden. Doch von den frühen Teenage-Lovesongs bis hin zu reifen Werken wie „Eleanor Rigby“ (McCartney) oder „She’s Leaving“ (Lennon) finden sich im Katalog der beiden etliche Juwelen, die den Test der Zeit überdauert haben.
Für das Deutsche Jazzfestival in Frankfurt 2016 nahm Julia Hülsmann eine große Herausforderung an, nämlich die, Songs der Beatles neu zu interpretieren.
Bei ihr mischten sich in die Freude über den Vorschlag aus Frankfurt – „ich bin schon immer Beatles-Fan gewesen und mit ihrer Musik groß geworden“ – auch gleich die Bedenken, ob das nicht schon zu oft versucht worden wäre und ob die Originale nicht zu stark seien. In der Tat haben sich viele Jazzmusiker an diesem Kanon abgearbeitet, ohne den richtigen Zugang zu finden. Oft verschwand die Vorlage unter der Last harmonischer Abstraktion oder virtuoser Improvisation und oft blieb auch die swingende Aneignung weit hinter dem kreativen Genius des Originals zurück. Bei Hülsmann ist weder das Eine noch das Andere zu befürchten. „Lieber als sich selbst inszeniert sie andere“, bemerkte Peter Rüedi einmal in der ZEIT.
So hat die 1968 in Bonn geborene Pianistin bereits der Musik Randy Newmans und Kurt Weills neue Facetten abgewonnen und die Poesie von E. E. Cummings und Emily Dickinson auf berückende Weise vertont. Die Vokalisten, mit denen sie dabei zusammen arbeitete, seien es Rebekka Bakken, Anna Lauvergnac oder Roger Cicero, führte sie zu einer Schönheit und Klarheit des Ausdrucks, die man auf deren eigenen Platten oft vergeblich sucht. Für das Beatles-Projekt wählte Julia Hülsmann als Sänger Theo Bleckmann, der auch schon ihr Kurt-Weill-Projekt mit seinem virtuosen sängerischen Understatement veredelte. Der gebürtige Dortmunder hat sich schon lange in New York als umtriebiger und facettenreicher Vokalist etabliert und Julia Hülsmann glaubt, „Theo ist einer, der die Songs der Beatles neu singen kann.“
Mit ihrem bewährten Trio mit Marc Muellbauer am Bass und Heinrich Köbberling am Schlagzeug hat die Pianistin ein geradezu blindes musikalisches Verständnis entwickelt, das jedes Sicherheitsdenken überflüssig macht. Die für ein Beatles-Projekt irgendwie doch unverzichtbaren Gitarrensounds liefert Ben Monder. Der feinsinnige New Yorker mit seiner delikaten Klangsprache zwischen „electric bebop“ und ätherischen Klangflächen hat nicht nur Jazzstars wie Paul Motian oder Lee Konitz begleitet, sondern auch die Gitarrenparts zu David Bowies Album „Blackstar“ beigesteuert und bildet schon lange mit Theo Bleckmann ein kreatives Tandem.
Mit diesem erlesenen Team bringt Julia Hüsmann also die Songs der Beatles aus der Perspektive des heutigen Jazz neu zum Leuchten. Eine Quadratur des Kreises? Wem außer dieser Lyrikerin des deutschen Jazz sollte sie gelingen?